Grausam schön nannte er mich, bevor er mich
verstieß und mich in diese Welt verbannte. Die Oberwelt,
so hell, so kalt.. Nur wenige meines gleichen befinden sich
in diesen Sphären. Die Wesen hier nennen sich Menschen,
Orks
junge Rassen im Vergleich mit unseren alten Feinden,
den Elfen. Aber dieses Mal werde ich ihnen nicht mit der Waffe
begegnen, denn mein Feind ist mein früherer Meister.
Anducar
möge seine verkommene Seele brennen und anschließend
zu Asche verfallen. Möge ich sein Untergang sein, diejenige,
die er nicht für wert empfand, an seiner Seite zu herrschen.
Aber ich bin müde. Anducar raubte mir meine Kraft, meine
Energie. Es wird eine Weile dauern, mich auf die Oberwelt einzustellen.
Aber innerhalb kurzer Zeit wird meine Macht wachsen.
Die Novizin blickte aus dem Fenster des Klosters
nahe Schönblick. Sie sollte Ausschau halten nach etwas
Dunklem, Bedrohlichem, denn ihre Oberin hatte ein ungutes Gefühl.
Die Schülerin, die den Schwertschwestern der Seraphim nacheiferte,
wäre am liebsten durch das große Eingangstor geschritten,
mit dem Schwert in der Hand und hocherhobenen Hauptes. Natürlich
hatte ihre Lehrerin Recht. Sie war zu jung, zu unerfahren, um
der Gefahr, die nun auch sie spürte, zu begegnen.
Nervös rieb sich die Novizin den Nacken und wischte sich
danach den Schweiß an ihrem Gewand ab.
"Hilfe, ein Monster!" Überrascht schaute die
junge Frau in die Richtung, aus der sie die Stimme gehört
hatte. Ein Bauer kam aus der Richtung des nahe gelegenen Städtchens
gerannt und schien von der Angst persönlich gejagt.
Schnell rannte die Novizin die Treppe hinunter und stürzte
zum großen Tor.
Als sie ankam, hatte sich schon eine kleine Gruppe anderer Novizinnen
und Priesterinnen um den erschöpften Mann versammelt.
"Bitte, ihr müsst uns helfen. Ein Dämon wütet
in der Stadt. Feuer umgibt ihn und er zerstört alles, was
in seine Nähe gerät. Bitte!" Der Mann brach in
Schluchzen aus und ein paar der jüngeren Frauen trugen
ihn halb in das Gebäude, um ihn zu versorgen.
Die Priesterinnen und die Oberin hatten sich etwas zurückgezogen,
um zu beraten. Nach einem kurzen Moment der Unschlüssigkeit,
besann sich die Novizin wieder auf ihre Aufgabe und blickte
zur Stadt hinüber. Tatsächlich, über der Stadt
Schönblick schien Rauch zu stehen. Von dem Ort selber war
nichts zu erkennen, da er von den Wäldern verdeckt wurde
und außerdem ein gutes Stück entfernt lag.
Die Novizin war gerade dabei, sich umzudrehen, als sie aus dem
Augenwinkel eine Feuerwand auf sich zurasen sah. Hitze flammte
um ihren Körper und Grauen erfüllte ihren Geist. Noch
bevor die Frau ihre Überraschung überwunden hatte
und schreien konnte, umgab sie lodernde Schwärze.
Interessant. Das war es also, was mir der Geist
aus der Unterwelt sagen wollte, als er mich in das Kloster schickte.
Schätze von Büchern fand ich hier vor. Aber ich war
in Eile. Nur oberflächlich suchte ich nach dem einen Begriff,
den mir der Geist verraten hatte: "Das Herz von Ancaria"!
Ich fand ihn schnell in einem alten, in Leder gebundenen Buch,
welches mit vielen Weisheiten gefüllt war. Doch wichtiger
als diese alten Aufzeichnungen sind die von Hand geschriebenen
Notizen, die daneben lagen.
Machtvoll scheint dieser Gegenstand zu sein, machtvoll genug,
um mir die Kraft zu geben, in die Unterwelt zu gelangen und
dort Anducar zu vernichten. Anscheinend trachtet auch ein Zauberer
dieser Welt nach dieser Macht. Er wird mir nützlich sein
Dann werde ich über diese Welt und die Unterwelt herrschen,
an der Seite eines Dämonenfürsten, den ich lenke und
der mir allein zu Diensten ist!
Story by Dar'kAs