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Der
Dunkelelf - Meister von List und Tücke
Absolute Dunkelheit herrschte unter dem dichten
Blätterdach des Waldes. Selbst bei Tageslicht erreichte
kaum ein einziger Lichtstrahl den Boden, sodass des Nachts die
undurchdringliche Finsternis alles zu verschlingen schien. Kleinere
Pflanzen oder Sträucher waren hier selten, verfilzte Flechten
hingen über vertrockneten Ästen und Dornengestrüpp
und alte, verfaulende Baumstämme auf dem Boden machten
ein Durchqueren fast unmöglich. Die Augen eines Menschen
bräuchten lange, sich dieser Umgebung anzupassen, und selbst
dann würden sie kaum die zwei glitzernden Punkte auf einem
der Äste bemerken. Diese gehörten zum wunderschönen
Antlitz einer Waldelfin, welche dort, für ungeübte
Augen kaum zu entdecken, wachsam die Umgebung im Auge behielt.
Sie besaß im Gegensatz zu den Menschen die Fähigkeit,
sowohl bei Tag als auch bei Nacht klar sehen zu können.
Ihren großen Bogen, wunderschön gearbeitet und verziert,
hielt sie mit einem Pfeil schussbereit auf der Sehne in ihren
Händen. Ein weiter Mantel mit einer großen Kapuze
verbarg ihren geschmeidigen Körper vollends und ließ
sie fast vollständig mit ihrer Umgebung verschmelzen.
Das Volk der Waldelfen war bei Weitem nicht so zahlreich wie
das der Menschen. Sie liebten die Natur, vor allem den Wald
und alles Lebendige darin. Aus diesem Grunde waren sie mit etwas
Glück auch in jedem bewaldeten Teil Ancarias anzutreffen.
Ihr ganzes Leben verbrachten sie meist mit dessem Schutz. Nie
suchten sie den Kampf. Wurden sie jedoch in einen solchen gezwungen,
waren sie ernstzunehmende Gegner. Meisterhaft verstanden sie
es, ihre Bögen zu gebrauchen, selten verfehlte ein Pfeil
sein Ziel. In den Nahkampf gingen sie nur in äußerster
Bedrängnis. Ihnen zur Seite standen die Kräfte der
Natur. Diese ließen ihre Pfeile noch tödlicher und
präziser werden, beschützten sie, schwächten
ihre Gegner und standen ihr in Form von wilden Kreaturen im
Kampf bei.
Die Augen der Waldelfin flackerten nervös hin und her.
Eine matt schimmernde, gebogene Klinge erschien über ihrer
Schulter, aber als sie sie bemerkte, lag diese bereits an ihrer
Kehle.
Sie wagte nicht mehr sich zu rühren. Eine vorwurfsvolle
Stimme ertönte:
"Du bist sehr unvorsichtig. Ich hätte dich töten
können!"
Aus der Dunkelheit hinter ihr erschien nun auch der Körper,
welcher zur Stimme und der Klinge gehörte. Er besaß
den gleichen grazilen Körperbau und die sanften Gesichtszüge
wie die Waldelfin und man konnte sofort erkennen, dass sie dem
gleichen Volke angehörten.
Aber etwas war doch anders. Seine Haut war viel heller, die
Haare schneeweiß und auf seinen entblößten
Armen prangten zusätzlich seltsame Tätowierungen.
An seiner ganzen Person haftete etwas Kaltes, Tödliches.
Ee war ein Dunkelelf.
Diese Gruppe gehörte in der Tat zum Volke
der Elfen, hatten sich aber bereits vor langer Zeit von ihren
Brüdern und Schwestern abgespalten. Sie folgten einem grausamen
Blutkult, welcher das Leben verachtete und den Tod verehrte.
Ihren dunklen Göttern brachten sie blutige Opfer dar und
nichts bereitete ihnen mehr Freude als zu jagen und zu töten.
In ihrer Gesellschaft herrschte eine strenge Matriarchie. Lediglich
die Frauen besaßen alle Macht und das Privileg der Ausübung
von Magie. Die Männer dagegen waren willenlose Drohnen,
einzig zum Zwecke des Dienens und Kämpfens gezüchtet,
ohne Mitleid wenn es der Fall war von ihren Herrinnen geopfert.
Wie ihre Verwandten die Waldelfen nicht sehr kräftig gebaut,
vermieden sie um jeden Preis den Nahlampf. Selten bekam man
wirklich einen Dunkelelfen zu Gesicht, denn sie waren meisterhafte
Attentäter. Fallen welche verletzten, verwirrten, lähmten,
blendeten sowie blitzschnelle Angriffe aus dem Hinterhalt waren
ihre speziellen Fähigkeiten. Die hinterhältigen Angriffe
verbunden mit ihren stets vergifteten Pfeilen und Klingen, welche
selbst bei nur kleinen Wunden zu einem qualvollen Tod führen
konnten, machten sie zu gefürchteten Gegnern.
"Ja das könntest du." war die knappe Antwort
der Waldelfe. Einen Moment lang herrschte Schweigen. "Noch
vor nicht allzu langer Zeit hätte ich es getan. Ohne nachzudenken
!" erwiederte der Dunkelelf schliesslich. Langsam nahm
er das Messer von ihrer Kehle.
"Aber ich konnte es weder damals, noch bin jetzt dazu in
der Lage. Alle habe ich verraten. Meine Brüder, die Matriarchin,
ja sogar meine Götter. Ich hörte zum ersten Mal auf
die Stimme in mir und nicht auf die meiner Herrin und folgte
dir. Nun jagen sie uns gemeinsam, dich als Feind unseres Volkes
und mich als Verräter. So oft frage ich mich selbst, wofür
ich dies eigentlich tue, aber ein Blick in deine Augen läßt
meine Zweifel wieder verschwinden." Wortlos erhob sich
die Waldelfe. Mit einem Lächeln legte sie ihre Hände
um seine Wangen und führte für einen sanften Kuss
ihren Mund an den seinen. Eine ganze Weile sahen sie sich nur
tief in die Auen.
"Komm" beendete der Dunkelelf die Stille "ganz
in der Nähe ist ein kleines Plateau welches nur über
eine verborgene Höhle erreichbar ist. Dort können
wir für den Rest der Nacht rasten. Einen Steinwurf entfernt
liegt die Brücke hinüber zur Ortschaft Silberbach
die du zu erreichen hofftest. Morgen früh werden wir dort
sein. Ich hoffe nur, dort wirst du mir eröffnen wie es
weitergehen soll ..." "... mit uns !" fügte
er noch leise hinzu.
"Das werde ich !" war ihre Antwort.
Nach kurzer Zeit erreichten beide die Höhle und das dahinter
liegende Plateau. Den Schlaf den beide dort zu finden hofften
fanden sie nicht. Zwar konnten sie dort ein sicheres Lager aufschlagen,
aber das bedrückende Gefühl, das sie schon bald wieder
für eine Weile getrennte Wege gehen würden, ließ
beide bis zum grauenden Morgen keine Ruhe finden ...
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